Es gibt sehr viele Kartoffelsorten, wovon nur ein Bruchteil in Deutschland zugelassen ist. Unterschiedliche Sorten lassen sich unter unterschiedlichsten Bedingungen kultivieren und besitzen zudem vielfältige Eigenschaften, die sie von anderen Kartoffelsorten unterscheiden. So variieren sie in Größe, Erntezeitraum, Lagerfähigkeit, Geschmack oder Aussehen. Einen Überblick über die verschiedenen Kartoffelsorten findest du in diesem Artikel.
Die Kartoffelpflanze gehört, wie die Tomate, zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und stammt wie die gesamte Pflanzenfamilie aus Südamerika. Viele Sorten waren dort ursprünglich in den Anden beheimatet.
Nach Europa gelangte die Kartoffel im 16. Jahrhundert durch die Entdeckung Amerikas. Allerdings erlangte sie erst im 19. Jahrhundert ihren Status als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel der westlichen Zivilisation.
Weltweit gibt es über 3000 Kartoffelsorten, wovon ungefähr 540 in Deutschland zugelassen (Sortenbundesamt, Stand 2023) sind. Allerdings werden nur noch sehr wenige Kartoffelsorten im großen Stil angebaut. Die Sorten können sich sehr stark in Form, Geschmack oder Erntezeitpunkt unterscheiden.
Innerhalb dieser 500 Sorten zählen etwa 395 Kartoffelsorten zu den Speisekartoffeln. Die restlichen 105 Sorten sind Stärkekartoffeln, die zur Fütterung von Tieren verwendet werden.
Zum Einen unterscheidet man Kartoffelsorten in ihrem Kochtyp, der am Stärkegehalt festgemacht wird. Je mehr Stärke in einer Kartoffel steckt, desto mehliger wird sie beim Kochen. Hier wird zwischen festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend unterschieden. Zu den festkochenden Kartoffeln gehört beispielsweise die beliebte Kartoffel Annabelle oder die alte Sorte Linda. Mehlige Kartoffelsorten wären z.B. Hela, Bintje oder Augusta.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Anbauzeitraum. Es gibt frühe Sorten, welche auch als “Frühkartoffeln” bezeichnet werden. Diese sind meist Anfang Juni erntebereit, da sie nur knapp drei Monate für ihr Wachstum benötigen. Mittelfrühe Sorten brauchen ca. 5 Monate und lassen sich ab August ernten. Späte Sorten hingegen können bis Ende Oktober geerntet werden. Mittelfrühe bis späte Sorten werden meist eingelagert und können richtig gelagert den ganzen Winter über verzehrt werden.
Je nachdem welches Gericht auf dem Speiseplan steht, greifst du entweder zu festkochenden oder mehligkochenden Kartoffeln:
Festkochende Kartoffeln enthalten weniger Stärke als mehligkochende und sind daher fester und schnittfester. Sie sind beliebte Kartoffelsorten für Kartoffelsalat, Brat- oder Pellkartoffeln.
Je mehr Stärke in der Kartoffel enthalten, desto lockerer wird sie durch das Kochen. Daher zerfallen mehligkochende Kartoffeln auch viel mehr als festkochende. Daher verwendest du mehligkochende Kartoffeln bei Gerichten wie Knödel, Kartoffelbrei oder selbstgemachte Gnocchis.
Neben dem Kochtyp spielt auch der Reifezeitpunkt eine wichtige Rolle für Gärtner:innen. Der große Vorteil von frühreifen Sorten ist, dass geerntet wird, bevor die Kraut- und Braunfäule auftreten kann. Die Gefahr einer Infektion steigt im Sommer und ohne Pflanzenschutz sind die meisten mittel- bis spätreifen Kartoffelsorten davon betroffen und werden infiziert. Hier ist es wichtig, zu robusten Sorten zu greifen wie z.B. einige alte Sorten. Eine Liste alter, robuster Kartoffelsorten findest du weiter unten im Artikel.
Leider sind frühe Kartoffeln nur bedingt lagerfähig und sollten innerhalb einiger Wochen verzehrt werden. Späte Sorten dagegen sind gut lagerfähig und halten einige Monate, wenn sie dunkel und bei Temperaturen zwischen 4 und 12 °C gelagert werden.
Frühkartoffeln brauchen nur etwa 90 bis 110 Tage zur Reife. Sie machen so schnell wieder Platz im Beet und sind daher eine gute Vorkultur. Mit ihren Knollen lockern sie den Boden und verbessern so verdichteten Boden. Das verbessert den Wasserhaushalt im Boden und die Bodenstruktur. Diese Sorten sind meist nicht so ertragreich wie Spätkartoffeln. Jedoch weisen sie besonders viel Aroma und Geschmack auf.
Bei den mittelfrühen Kartoffelsorten finden sich einige der Beliebtesten - sie sind besonders häufig in Hobbygärten zu finden. Sie haben einen intensiven Geschmack und eignen sich als Lagerkartoffeln. Diese Sorten brauchen etwa 120 bis 140 Tage bis sie erntereif sind.
Diese Kartoffelsorten bringen aufgrund ihrer langen Wachstumszeit am meisten Ertrag. Sie stehen 140 bis 160 Tage im Beet. Die lange Lagerfähigkeit später Kartoffelsorten macht sie besonders für Selbstversorger zu einem wichtigen Bestandteil im Garten. Beim Anbau später Kartoffeln solltest du robuste Sorten wählen.
Sehr früh | Früh | Mittelfrüh bis Mittelspät | Spät | |
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Mehligkochende Sorten | Christa | Augusta | Adretta | Ackersegen |
Hela | Gunda | Afra | Arran Victory | |
Ilona | Agria | Schwarzblaue aus dem Frankenland | ||
Aula | ||||
Bintje | ||||
Blauer Schwede | ||||
British Queen | ||||
Challenger | ||||
Desiree | ||||
Felsina | ||||
Fontane | ||||
Highland Burgundy red | ||||
Irmgard | ||||
Juliver | ||||
Karelia | ||||
Festkochende Sorten | Acapella | Agila | Adelina | Aeggeblomme |
Agata | Belana | Agnes | Blaue Anneliese | |
Alexandra | Bellarosa | Alegria | Cascada | |
Altesse | Christa | Almera | Granola | |
Annabelle | Cilena | Almonda | Heiderot | |
Bellaprima | Gala | Allians | Laura | |
Belle de Fontenay | Gloria | Bamberger Hörnchen | Linda (wird bei langer Lagerung mehlig) | |
Eersteling | Goldmarie | Blauer Schwede | Vitelotte | |
Finka | Marabel | Blauer St. Galler | ||
Glorietta | Sieglinde | Charlotte | ||
Saskia | Clivia | |||
Heideniere | ||||
La Ratte | ||||
Nicola | ||||
Quarta | ||||
Selma |
Rote oder lilane Kartoffeln bekommen ihre Farbe aufgrund der Anthocyane. Das ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der Pflanzen vor zu starker Lichteinstrahlung schützt. Bei zu hoher Lichteinstrahlung entstehen in der Pflanze freie Radikale (= oxidativer Stress), die durch Antocyane gebunden werden. Daher sind rote Kartoffeln besonders gesund, da sie auch im Körper schädliche freie Radikale binden und unschädlich machen.
Alte Sorten erfreuen sich immer mehr Beliebtheit bei Käufer:innen und Gärtner:innen. Doch viele alte und traditionelle Sorten sind bereits in Vergessenheit geraten. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht so ertragreich wie ihre Konkurrenten waren oder sich durch ihre Form nicht für die industrielle Fertigung eigneten. Allerdings gingen durch die ertragssteigernde Züchtung unter anderem wichtige Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge oder Geschmackseigenschaften verloren. Alte Kartoffelsorten rücken deshalb vermehrt in den Fokus, denn durch sie könnten neue, geschmacklich einzigartige und widerstandsfähigere Sorten gezüchtet werden. Um mehr über die Vielfalt alter Sorten zu lesen, kannst du bei unserem Artikel zum Thema vorbeischauen.
Ich hoffe, du hast Lust darauf bekommen, eigene Kartoffeln anzubauen. Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an magazin@fryd.app.
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Titelbild von Couleur auf Pixabay.
Quelle: https://www.bundessortenamt.de/bsa/media/Files/BSL/BSL_Kartoffel_2023.pdf
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Wie viele Kartoffelsorten gibt es?
Weltweit gibt es über 3000 Kartoffelsorten. Davon sind um die 500 Sorten in Deutschland zugelassen und davon sind um die 400 Sorten Speisekartoffeln.
Welche Kartoffelsorten gibt es?
Unter den Kartoffelsorten unterscheidet man nach Kochtypen (festkochend, mehligkochend, vorwiegend fest-/mehligkochend). Darüber hinaus gibt es frühe bis späte Sorten, die sich in ihrem Erntezeitraum unterscheiden.
Was sind frühe Kartoffelsorten?
Frühkartoffeln reifen schnell und brauchen nur etwa 90 bis 110 Tage bis zur Reife und eignen sich daher gut als Vorkultur. Beispiele für frühe Kartoffeln sind die Sorten Belang, Gala, Marabel oder Sieglinde.
Welche Kartoffelsorten sind rot oder lila?
Beispiele für rote oder lilane Kartoffeln sind Blaue Anneliese, Blauer Schwede, Desiree, Heiderose oder Laura. Sie enthalten den roten Farbstoff Anthocyane, der eine oxidative Wirkung hat und die Kartoffeln besonders gesund macht.