Anzuchterde, auch Aussaaterde genannt, lässt sich ganz leicht selber herstellen. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern spart auch noch Geld! Was es bei der Herstellung von Anzuchterde zu beachten gibt und wie du am besten vorgehst, zeigen wir dir in diesem Artikel.
Die Gründe, weshalb man spezielle Anzuchterde verwendet, sind vielfältig. Zum einen ist Aussaaterde recht humusreich, weshalb sie eine feinkrümelige Struktur besitzt. Dadurch können die empfindlichen Keimlinge einfacher an die Oberfläche gelangen, ohne sich zu verletzen oder von schweren Lehmklumpen aufgehalten zu werden. Nebenbei können sich die Wurzeln besser ausbreiten und den Anzuchttopf durchwachsen. Das ist wichtig, denn ein kräftiges Wurzelwerk ist später entscheidend für die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Die humushaltige Aussaaterde kann außerdem viel Wasser speichern, wodurch die Jungpflanzen gleichmäßiger mit Wasser versorgt werden und nicht so schnell austrocknen. Gleichzeitig gelangt durch die lockere Struktur der Anzuchterde genügend Sauerstoff an die Wurzeln, den die Wurzelzellen zum Atmen benötigen.
Gekaufte Anzuchterde, Blumenerde oder Gemüseerde enthält oft Torf. Es ist nährstoffreich und sorgt für eine lockere Erde mit hoher Wasserspeicherkapazität. Torf stammt aus Mooren, welche für den Abbau entwässert werden müssen. Dadurch gelangt Sauerstoff an die eingelagerten Kohlenstoffverbindungen im Moorboden. Die Folge: Massenweise CO2 wird freigesetzt. Normalerweise sind Moore gute CO2-Senken, denn durch die sauerstoffarme Umgebung im Boden werden Pflanzen und damit auch der in ihnen gebundene Kohlenstoff im Boden eingelagert.
Durch den Torfabbau entstehen viele klimaschädliche Treibhausgase. Alleine in Deutschland macht der Torfabbau rund 7 % der Treibhausgasemissionen aus (bund-niedersachsen.de). Zusätzlich werden durch den Torfabbau wichtige Lebensräume für angepasste, seltene Tier- und Pflanzenarten zerstört. Fertigst du deine eigene Anzuchterde an, kannst du bestimmen, welche Komponenten du verwendest! Nebenbei kannst du steuern, welche Konsistenz deine Aussaaterde erhalten soll und durch Sterilisation im Backofen sicherstellen, dass sie keine gefährlichen Keime beherbergt.
Für die Herstellung deiner eigenen Anzuchterde benötigst du im Wesentlichen drei Zutaten: gut gereiften Kompost, Gartenerde (am besten aus dem eigenen Garten) und Sand.
Bei der Kompost-Komponente sollte es sich um gut ausgereiften Kompost handeln, denn dieser ist gut zersetzt. Dafür sollte die Komposterde bestenfalls 2-3 Jahre abgelagert sein. Dadurch weist er eine feinkrümelige Struktur auf und enthält durch die lange Abreife auch weniger Nährstoffe. Der geringe Nährstoffgehalt ist wichtig für die Jungpflanzen, denn so werden die Setzlinge dazu angeregt, kräftigere Wurzeln auszubilden. Dadurch werden die Pflanzen später widerstandsfähiger und besser mit Nährstoffen versorgt. Deine Ernte hängt also bereits von der Anzuchterde ab!
Zunächst solltest du wissen, welche Gartenerde du besitzt. Erfahre mit unserem einfachen Bodentest, wie dein Gartenboden zusammengesetzt ist. Zusätzlich können dir auch Zeigerpflanzen Hinweise zu deiner Gartenerde liefern. Ist sie sehr schwer (tonig, lehmig), eignet sie sich nicht so gut für die Herstellung von Aussaaterde. Hier können leicht Verklumpungen entstehen, denn beim Trocknen wird sie sehr hart und erschwert dadurch das Wurzelwachstum der kleinen Pflänzchen. Sehr leichte, sandige Gartenerde ist ebenfalls nicht optimal, denn diese trocknet sehr schnell aus. Am besten eignet sich also eine schluffige, mittelschwere Gartenerde. So eine tolle, lockere Erde kannst du zum Beispiel von Maulwurfshügeln absammeln.
Siebe zunächst Kompost und Gartenerde, damit eine feine Struktur entsteht. Sortiere am besten gröbere Bestandteile wie Pflanzen- oder Wurzelreste und Samen heraus. Vermische Gartenerde, Kompost und Sand anschließend ordentlich, sodass eine homogene Masse entsteht. Wer mag, kann auch etwas Gesteinsmehl oder Algenkalk in die Anzuchterde untermischen, so erhalten die Setzlinge schon früh wichtige Mikronährstoffe.
Um sicher zu gehen, dass keine Keime oder Schädlinge deine Jungpflanzen gefährden, solltest du die Mischung zusätzlich sterilisieren. Hierfür gibst du sie bei ca. 120 °C für ca. 45 min in den Backofen. Anschließend kannst du die Erde direkt für deine Anzucht verwenden. Durch das Sterilisieren, wird die Erde sehr trocken. Feuchte sie deshalb vorsichtig an und knete sie dabei wie einen Teig durch, bis die Anzuchterde die gewünschte Konsistenz erhält.
Grundsätzlich lässt sich deine selbstgemachte Anzuchterde auch als Substrat für Kräuter einsetzen. Die meisten Kräuter benötigen, genau wie Jungpflanzen, eine nährstoffarme und krümelige Erde. Mediterrane Kräuter bevorzugen meistens kalkreiche, basische Erde. Hier solltest du noch eine handvoll Magnesiumkalk in deine selbst hergestellte Kräutererde geben.
Manche Kräuter gedeihen jedoch auf nährstoffreicheren Substraten besser. Sie benötigen Erde, die Nährstoffe und Wasser gut speichern kann. Hier solltest du deine Kräutererde entweder regelmäßig aufdüngen oder frischeren Kompost untermischen.
Ich hoffe, ich konnte dich dazu inspirieren, eigene Anzuchterde herzustellen. Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an magazin@fryd.app.
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