Urban Gardening ist in letzter Zeit regelrecht zu einem Buzzword geworden. Doch was bedeutet das eigentlich? Und wo kann ich in der Stadt überall gärtnern? In diesem Artikel will ich dir einen Überblick über die verschiedenen Formen des Urban Gardening geben und ein paar Ideen liefern, wo du selbst anfangen kannst zu gärtnern.
Urban Gardening bedeutet soviel wie Gärtnern in der Stadt. Unter dem Begriff ,,Urban Gardening” lassen sich viele Formen des Gärtnerns zusammenfassen. Nicht jeder, der in der Stadt wohnt, hat einen Garten oder viel Platz zum Gärtnern. Daher findet man im Urban Gardening auch andere Formen des Gärtnerns wie ein Balkongarten, Gemeinschaftsgarten, Hochbeete oder vertikales Gärtnern. Welche Möglichkeiten du hast, um auch in der Stadt zu Gärtnern, erfährst du im Folgenden.
Wer über Gärtnern in der Stadt nachdenkt, kommt wahrscheinlich ziemlich schnell auf den klassischen Balkon- oder Dachterrassengarten. Hier wird in Töpfen und Balkonkästen, Bottichen und Hochbeeten gegärtnert. Tipps für die optimale Topfgröße für verschiedene Kulturen wie Tomaten und Paprika, findest du hier im Beitrag.
Ich als begeisterter Balkongärtner kann euch sagen: Es hat schon was für sich, vom Bett in zwei Schritten im “Garten” zu sein. Ein großer Vorteil ist, dass der Balkongarten so nah am Wohnort ist wie es nur geht. Somit ist es sehr einfach sich angemessen um die Pflänzchen zu kümmern und ihnen genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Außerdem bist du von der Küche super schnell in der “lebendigen Speisekammer”, um die Früchte deiner Arbeit je nach Bedarf zu verkochen. Es ist wirklich erstaunlich wie viel Gemüse sich auch auf kleinem Raum anbauen lässt. Wenn du also einen Balkon oder eine Dachterrasse hast und dort bisher noch nicht gärtnerst, solltest du schleunigst damit anfangen - es lohnt sich!
Balkone und - in noch stärkerem Ausmaß - Dachterrassen, sind mitunter die extremsten Standorte für Pflanzen. Auf Südbalkonen wird es im Sommer oft tropisch heiß und somit auch sehr trocken. Auf meinem Balkon hatte es diesen Sommer zum Beispiel regelmäßig über 40°. Topfpflanzen trocknen besonders schnell aus, weil sie sich nicht an den Wasserreserven im Boden bedienen können. Zeigt ein Balkon Richtung Norden oder liegt er in einem Innenhof kann es schnell sehr düster werden und viele Pflanzen haben nicht mehr genügend Licht um zu wachsen. Du findest weitere Ideen für deinen Balkongarten hier.
Für Südbalkone empfehlen sich - logischerweise - sonnenliebende Pflanzen. Alle Nachtschattengewächse (Tomate, Paprika, Chili, Aubergine usw.) gedeihen hier gut. Auch Gurken und Bohnen fühlen sich wohl in der Wärme und bieten einen angenehmen Nebeneffekt: Wenn du sie an Schnüren oder Stäben hoch leitest, bieten sie dir sowohl Sicht- als auch Sonnenschutz. Um deinen Pflanzen einen kleinen Puffer zu verschaffen, solltest du ihnen möglichst große Töpfe spendieren und ein Substrat mit Blähton oder Perlit Zusatz verwenden. Diese Materialien besitzen eine hohe Wasserhaltekapazität und speichern außerdem Nährstoffe.
Ist dein Balkon eher schattig kannst du dort vor allem Salate, Spinat oder Mangold anbauen. Aber auch Radieschen und Möhren gedeihen im Schatten. Bei Mangold, Radieschen und Möhren solltest du darauf achten, dass der Topf tief genug ist - mindestens 30 cm. Um deine Gewürzpalette etwas aufzupolieren, kannst du auf einem schattigen Balkon außerdem noch Kräuter anbauen. Die meisten Kräuter sind recht anspruchslos was den Standort angeht, Basilikum, Petersilie, Schnittlauch und Co. gedeihen also auch im Schatten noch relativ gut.
Einen Haken hat die Sache mit dem Balkongarten: Man braucht einen Balkon. Dieser Segen wird jedoch leider nur einem Bruchteil der Stadtbewohner zuteil. Doch keine Sorge - auch ohne Balkon kannst du deine botanischen Fantasien in vielfältigen Formen ausleben. Mit einem hellen Fensterbrett lässt sich auch schon einiges machen. Zumindest ein paar Küchenkräuter oder eine kleine Chilipflanze finden hier auf jeden Fall Platz.
Auf deiner Fensterbank bist du vor allem durch den Platz limitiert. Große Töpfe passen hier meist nicht hin und auch die Pflanzen an sich sollten nicht allzu ausladend sein. Salate, Kräuter oder Microgreens sind hier die naheliegende Wahl. Aber auch kleine Chili Sträucher gedeihen auf der Fensterbank, wenn sie genügend Licht bekommen. Eine weitere Möglichkeit deine Fensterbank zu begrünen, ist das sogenannte “regrowing” von Gemüseabfällen. Dabei werden die “Abfälle” von Gemüse, die in der Lage sind wieder auszutreiben, eingepflanzt und können so noch öfter beerntet werden. Dafür eignen sich zum Beispiel Frühlingszwiebeln aber auch einige Salate sehr gut.
Ein heißer Tipp für Fensterbankgärtner: innen sind “Microgreens” oder auf Deutsch Sprossen. Dabei werden Samen von z.B. Radieschen oder Kohlsorten zum Keimen gebracht und dann nach ein paar Tagen geerntet. Die Keimlinge machen sich super als Topping für Salate oder wie Kresse auf einem Butterbrot. Wie du Radieschensprossen selber ziehen kannst, erklären wir dir in diesem Beitrag.
Wenn du auch drinnen im großen Stil gärtnern willst oder deine Schätzchen vom Balkon über die kalte Jahreszeit retten willst, lohnt sich für dich vielleicht die Anschaffung einer Pflanzenleuchte. Inzwischen gibt es schon zu relativ günstigen Preisen LED Lampen, die deinen Pflanzen das Leben schenken und dabei erstaunlich wenig Strom verbrauchen. Dennoch: Draußen an der Sonne ist es immer noch am umweltfreundlichsten, also überleg dir, ob Kunstlicht für deine Zwecke wirklich nötig ist, oder ob es nicht eine andere Alternative gibt. Mehr zum Thema ,,Pflanzenlampen für die Anzucht oder zum Pflanzen überwintern'', kannst du hier lesen.
Die bisher beschriebenen Formen des Urban Gardening funktionieren gut bei dir zu Hause. Doch wie mit so vielen Dingen ist es auch mit dem Gärtnern: Es macht viel mehr Spaß wenn man es gemeinsam tut. Deshalb gibt es inzwischen in den meisten Städten eine rasant wachsende Zahl an urbanen Gemeinschaftsgärten. Viele dieser Projekte besetzen Brachflächen und andernfalls ungenutzten Boden und verwandeln diese Orte in Oasen des Grüns mitten in all dem Grau.
In einem Gemeinschaftsgarten kannst du nicht nur nette Leute kennenlernen, die dein Hobby teilen, sondern auch von der Erfahrung der Anderen profitieren und sehr viel schneller lernen, als wenn du versuchst, alles allein herauszufinden. Um einen Gemeinschaftsgarten in deiner Nähe zu finden ist das Internet dein Freund: Viele der Projekte sind auf Facebook oder Instagram zu finden oder haben sogar eine eigene Website.
Müsste man die verschiedenen Formen des Gärtnerns auf einer Zeitachse sortieren, so wäre der moderne Gemeinschaftsgarten wahrscheinlich der Nachfolger des klassischen Schrebergartens. Doch auch heute noch gibt es eine Vielzahl an Kleingartenvereinen, bei denen man sich ein kleines Grundstück, für oft sehr wenig Geld, pachten kann. In vielen Städten gibt es Kleingartenanlagen, die viel zentraler gelegen sind, als man denkt. Und ein Schrebergarten ist das ultimative Ticket um so richtig in’s Gartengeschäft einzusteigen. Dabei geht man allerdings auch eine große Verpflichtung ein. Gerade im Sommer fordert der Garten dann, je nach Bepflanzung, unter Umständen tägliche Pflege. Ob du bereit bist diese Bindung einzugehen, solltest du dir vorher überlegen.
Zu guter Letzt kommen wir noch zu einer etwas “radikaleren” Form des Gärtnerns. Jetzt fragst du dich vielleicht: radikal Gärtnern, wie soll das denn gehen? Doch das sogenannte “Guerilla Gardening” hat genau diesen Anspruch: Überall Gärtnern, wo der Boden nicht durch Asphalt oder Beton versiegelt ist. Das klassische Beispiel für Guerilla Gardening sind Samenbomben. Hier wird Saatgut mit Erde und Lehm vermischt und zu Kugeln geformt, die dann auf Grünstreifen und Baumscheiben verteilt werden können. Noch etwas weiter gehen einige Guerilla GärtnerInnen zum Beispiel in Berlin. Dort kann man in manchen Vierteln ganze Gemüsegärten am Gehwegrand unter Bäumen finden.
Wir finden, dass Guerilla Gardening eine tolle Sache ist. Wieso schließlich sollten alle Grünflächen nur aus Rasen bestehen, wenn dort auch nützliche Pflanzen wachsen könnten? Einen Haken hat die Sache jedoch: Einige Stadtverwaltungen sehen es gar nicht gern, wenn man ihre akkurat angelegten Grünflächen in wilde Permakultur Experimente verwandelt. Da kann im Zweifel auch mal das Ordnungsamt einschreiten. Überlege dir also vorher, wie weit du mit deinem Aktionismus gehen willst und frag vielleicht einfach mal bei der Stadt- oder Bezirksverwaltung, ob es Flächen gibt auf denen Guerilla Gardening okay ist. In Stuttgart gibt es zum Beispiel inzwischen eine extra Stelle für urbane Gartenprojekte bei der Stadt, an die man sich mit solchen Anliegen wenden kann.
Auch wenn das Gärtnern heutzutage längst in den Innenstädten angekommen ist, finden wir: Es könnte alles noch viel grüner sein. Denn nichts ist so deprimierend wie die triste Umgebung einer grauen Betonwüste. Wenn du also nicht sowieso schon längst dabei bist: Such dir deine Spielform aus und fang an zu gärtnern! Du kannst dabei nicht verlieren. Und wenn du Hilfe brauchst gibt es ja immer noch Fryd.
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Urban Gardening umfasst verschiedene Formen des Gärtnerns in der Stadt, einschließlich Balkongärten, Gemeinschaftsgärten, Hochbeete und vertikales Gärtnern. So kannst du auch ohne großen Garten in der Stadt gärtnern.
Wie kann ich ohne Balkon in der Stadt gärtnern?
Auch ohne Balkon kann man gärtnern, z.B. auf der Fensterbank. Dort können zumindest Küchenkräuter oder kleine Pflanzen wie Chilis Platz finden. Alternativ gibt es auch meist Schreber- oder Gemeinschaftsgärten.
Was ist ein Gemeinschaftsgarten?
Gemeinschaftsgärten sind (urbane) Projekte, wo Menschen gemeinsam auf Brachflächen oder ungenutzten Boden gärtnern, Erfahrungen teilen und voneinander lernen.
Schrebergärten sind klassische Kleingärten, die oft für wenig Geld gepachtet werden können und es ermöglichen, umfangreich in der Stadt zu gärtnern.
Guerilla Gardening bezeichnet das Gärtnern auf ungenutzten Flächen ohne offizielle Erlaubnis. Dabei kommen z.B. Samenbomben zum Einsatz, die das Ziel haben, die Stadt grüner zu machen.